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Fachartikel schreiben
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Fachartikel schreiben: Zum hochwertigen Fachartikel in vier Schritten

Sie möchten Ihr Wissen weitergeben,  mit Ihrem Thema bekannt werden, vielleicht sogar Meinungsführerschaft erreichen? Dann kommt es auf ein Instrument besonders an: regelmäßig hochwertige Fachartikel veröffentlichen. Erfahren Sie hier, wie Sie in vier Arbeitsschritten einen professionellen Fachartikel schreiben.

Gibt es eine Erfolgsformel für Fachartikel? Die Antwort lautet: Ja! Nicht nur eine.

Für einen einfachen Artikel genügt es zum Beispiel, ein paar Argumente unter eine packende Überschrift zu stellen, etwa nach dem Muster: „Kundengewinnung – die fünf größten Fehler beim Erstgespräch“. Ein bekanntes, durchaus bewährtes  Schema.

Wenn Sie jedoch Fachartikel schreiben wollen, die aus der täglichen Artikelflut in Blogs oder auf PR-Plattformen herausragen sollen und auch bei den Redaktionen renommierter Fachzeitschriften Anklang finden, hängt die Messlatte deutlich höher. Dann benötigt Ihr Artikel eine andere, tiefer gehende Struktur.

Eine bewährte Lösung lernen Sie im Folgenden kennen.

Eine Erfolgsformel aus dem Magazinjournalismus

Ein Magazin wie Spiegel oder WirtschaftsWoche steht bei jedem Artikel vor der Herausforderung, möglichst viele Leser für das Thema zu gewinnen. Das muss noch dazu unter hohem Zeitdruck geschehen, da für das Schreiben einer Geschichte oft nur wenige Stunden zur Verfügung stehen.

Damit ist klar: Ein Redakteur kann nicht lange überlegen, wie er seinen Artikel aufbaut. In aller Regel folgt er einem bewährten Schema – eben dem typischen Aufbau einer Magazingeschichte. Als Redakteur der WirtschaftsWoche arbeitete ich seinerzeit täglich damit.

Als ich mich dann als Ghostwriter für Berater selbständig machte, übertrug ich das Schema auf Fachartikel, passte es an die Anforderungen von Fachredaktionen an –  und mache damit seit vielen Jahren gute Erfahrungen: Es ist einfach anzuwenden. Und meine Kunden, für die ich Artikel schreibe, sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Ich habe das Schema auf eine Erfolgsformel für Fachartikel reduziert, die aus vier Komponenten besteht – wobei die vierte gerne übersehen wird, jedoch erfolgsentscheidend ist. Wie bei einem vierblättrigen Kleeblatt: Erst das vierte Blatt bringt Glück und Erfolg.

Vorhang auf für das Kleeblattprinzip, Teil 1.

Fachartikel schreiben – Schritt 1: Formulieren Sie die Botschaft Ihres Artikels

Fachartikel schreiben nach dem Kleeblattprinzip: Die Botschaft

Das Kleeblattprinzip: Ein erfolgreicher Fachartikel besteht aus vier Strukturelementen. Das erste und wichtigste ist die Botschaft oder Kernausssage.

 

Eine bekannte Empfehlung an Journalisten lautet: „Mach dir klar, was du sagen willst. Formuliere deine Aussage kompakt in zwei bis drei Sätzen. Bring diese Aussage gut sichtbar an deinem Arbeitsplatz an und orientiere dich daran beim Schreiben.“

Für das, was diese Orientierung gibt, existieren verschiedene Begriffe: Botschaft, Quintessenz, Kernaussage, These. Wie immer man es nennt, es handelt sich hier um das Herzstück eines Artikels, das eine klare Funktion hat: Es grenzt das Thema ein, macht es für den Autor handhabbar und für den Leser nachvollziehbar.

Die Idee lässt sich übertragen: Als Fachautor stehen auch Sie vor der Aufgabe, ein schwieriges Thema verständlich darstellen. Auch Sie benötigen für Ihren Artikel eine Art Fixpunkt, an dem Sie und später auch der Leser sich orientieren können.

Damit sind wir beim ersten Strukturelement eines Fachartikels – der Botschaft.

 

Ein Fachartikel hat genau eine Botschaft

Ein Fachartikel braucht eine Botschaft – und zwar genau eine Botschaft. Keine zwei, drei oder vier Botschaften. Es gilt die Regel: eine Botschaft, ein Artikel.

Jeder journalistisch geschriebene Magazinartikel folgt dieser Regel, aber auch der im Wissensmanagement gebräuchliche Mikroartikel hält sich strikt daran. Aus gutem Grund: Erst eine klare Botschaft macht ein Thema eingängig und interessant. Sie weckt Neugier – und bleibt am Ende auch im Kopf des Lesers haften. Im Idealfall provoziert die Kernaussage des Artikels einen Küchenzuruf.

Zugleich dient die Botschaft als roter Faden. An ihr richtet sich der Text aus – sie bestimmt, was in den Text gehört, was hingegen weggelassen wird.

Bleibt festzuhalten: Wenn Sie einen Artikel schreiben möchten, überlegen Sie als erstes die Kernaussage, die Sie vermitteln möchten. Folgende Leitfragen können dabei helfen:

  • Was möchte ich mit dem Artikel erreichen? Was soll der Leser nach der Lektüre wissen, vielleicht auch tun?
  • Ist diese Botschaft für den Leser wichtig?
  • Biete ich dem Leser einen hohen Nutzen, wenn ich die Botschaft näher ausführe?

Wenn sich mehrere Thesen, Aussagen oder Botschaften aufdrängen, entscheiden Sie sich für eine. Die anderen können Sie notieren und gegebenenfalls für spätere Artikel verwenden.

Formulieren Sie also in ein bis drei Sätzen die Botschaft Ihres Artikels. Damit haben Sie die erste Komponente der Erfolgsformel erarbeitet. Fehlen noch drei …

Fachartikel schreiben – Leitfaden Schritt 1

  1. Machen Sie sich klar, was Sie mit Ihrem Artikel sagen möchten.
  2. Prüfen Sie, ob diese Botschaft für die Leser relevant ist.
  3. Formulieren Sie den Kerngedanken in einem, höchstens drei Sätzen.
  4. Bringen Sie diese Aussage gut sichtbar an Ihrem Arbeitsplatz an.
  5. Orientieren Sie sich daran bei der weiteren Arbeit an Ihrem Artikel.

Wie Sie die Botschaft Ihres Artikels finden und formulieren: Lesen Sie hierzu auch mein E-Paper!

Fachartikel schreiben – Schritt 2: Sorgen Sie für Fallhöhe!

Ein Fachartikel – so haben wir festgestellt – braucht eine Botschaft oder Kernaussage. Und zwar nur eine. Die Botschaft vermittelt dem Leser, worum es geht. Kompakt, in ein bis maximal drei Sätzen.

Die Kernaussage sollte jedoch nicht für sich alleine stehen. Vielmehr gilt es, sie in einen Zusammenhang zu stellen – denn der Leser möchte begreifen: „Warum ist das Thema so wichtig, dass ich mich damit befassen soll? Warum soll ich mir die Zeit nehmen, den Artikel zu lesen?“

Damit sind wir beim zweiten Kleeblatt: der Fallhöhe.

Fachartikel schreiben nach dem Kleeblattprinzip: Die Fallhöhe

Das Kleeblattprinzip: Ein erfolgreicher Fachartikel besteht aus vier Strukturelementen. Das zweite ist die Fallhöhe.

 

Von Fallhöhe sprechen Magazinjournalisten, wenn es darum geht, die Bedeutung eines Themas herauszustellen. Dies geschieht anhand von Daten und Fakten, die dazu dienen, die Kernaussage zu untermauern. Ziel ist es, eine möglichst große Fallhöhe aufzubauen – sprich: Es sollte deutlich werden, dass für den Leser bei diesem Thema viel auf dem Spiel steht. Je größer die Fallhöhe, desto dramatischer stellt sich die Situation für ihn dar – und desto spannender wird der Artikel.

Das Prinzip der Fallhöhe lässt sich auf Fachartikel übertragen. Auch hier lohnt es sich, dem Leser zunächst die Tragweite des Themas deutlich zu machen. Er wird viel eher zu gewinnen sein, wenn er begreift: „Die Sache hat für mich offenbar eine hohe Relevanz. Es dürfte sich lohnen, den Artikel zu lesen.“

 

Wie Sie Fallhöhe erzeugen

Die Botschaft oder Kernaussage Ihres Artikels haben Sie formuliert. Nun folgt der zweite Schritt, die Inszenierung der Fallhöhe. Beschreiben Sie hierzu in ein bis drei Abschnitten das Szenario, in das die Botschaft oder Kernaussage eingebettet ist.

Stellen Sie die Kernaussage in einen größeren Zusammenhang und arbeiten Sie zugleich ihre Bedeutung für den Leser heraus. Es gilt also, zwei Aspekte im Blick zu behalten:

  • Orientierung. Indem Sie die Kernaussage in einen Zusammenhang stellen, geben Sie dem Leser Orientierung. Er kann das Thema einordnen und entscheiden, inwieweit es ihn betrifft.
  • Relevanz. Indem Sie die Bedeutung der Kernaussage herausstellen und belegen, signalisieren Sie dem Leser: „Das Thema betrifft dich, es ist wirklich wichtig!“

 

Beispiel für die Fallhöhe eines Fachartikels

Nehmen wir als Beispiel den Artikel einer Beraterin, die sich auf das Thema Unternehmensnachfolge spezialisiert hat. Aus der Fülle möglicher Themen hat sie einen Aspekt herausgegriffen und folgende Kernaussage formuliert:

Wenn im Unternehmen der Junior dem Senior nachfolgt, prallen Welten aufeinander: Konflikte aufgrund unterschiedlicher Wertvorstellungen sind unvermeidlich. Als Junior benötigen Sie eine Strategie, wie Sie mit der Situation umgehen und eine Eskalation vermeiden.

Im zweiten Schritt stellte sie diese Kernaussage in einen größeren Zusammenhang und baute die Fallhöhe auf:

Der Junior ist in einer anderen Welt groß geworden als der Seniorunternehmer. Ganz selbstverständlich nutzt er die Sozialen Medien, pflegt einen anderen Führungsstil, setzt auf Kooperation, möchte vielleicht ein betriebsinternes „Facebook“ aufbauen, über das sich die Mitarbeiter hierarchieübergreifend austauschen können. Dem Senior graust davor: Das ist nicht seine Welt, ihm ist das fremd. Unterschiedliche Wertvorstellungen prallen aufeinander; die daraus entstehenden Konflikte gefährden schnell den gesamten Übergabeprozess.

Der Abschnitt ließe sich noch etwas ausbauen, etwa durch ein Zitat aus einer Studie, das die Kernthese untermauert. Doch schon so wird dem Leser klar: Bei diesem Thema geht um keine Kleinigkeit. Vielmehr steht der Erfolg der Übergabe auf dem Spiel – ein Fehlverhalten kann hier das Scheitern bedeuten.

 

Dreifacher Vorteil

Halten wir fest: Um Fallhöhe zu erzeugen, stellen Sie die Botschaft Ihres Artikels in einen größeren Zusammenhang und belegen anhand aussagefähiger Fakten, warum das Thema für den Leser so wichtig ist. Sie beschreiben das Szenario, in das die Botschaft eingebettet ist.

Zugegeben: Wie schon das Herausarbeiten der Botschaft kostet auch dieser zweite Schritt einiges an Zeit und Mühe.

Doch die Schilderung des Szenarios lohnt sich in dreifacher Hinsicht:

  1. Anhand der Arbeit am Szenario lässt sich erkennen, ob ein Artikelthema wirklich trägt. Lässt sich die Fallhöhe nicht aufbauen, fehlt dem Thema die notwendige Relevanz für den Leser. Dann ist es besser, den Artikel gar nicht erst zu schreiben.
  2. Wenn Sie das Thema einer Fachzeitschrift oder Onlineredaktion anbieten, benötigen Sie das Szenario. Einem Redakteur, der einen Themenvorschlag prüft, geht es vor allem um zwei Kriterien – Relevanz und Neuigkeitswert: Warum ist das Thema so wichtig, dass es einen Artikel lohnt? Worin liegt die besondere Bedeutung für den Leser? Warum ist das Thema gerade jetzt so wichtig? Indem Sie für Ihr Thema die Fallhöhe erarbeiten, beantworten Sie zugleich die wichtigsten Fragen des Redakteurs.
  3. Das Szenario können Sie später nahezu unverändert in den Artikel übernehmen. Eine wichtige Passage Ihres Textes ist damit bereits geschrieben.

Botschaft und Fallhöhe – die ersten beiden Strukturelemente eine Fachartikels haben Sie erarbeitet. Fehlen noch zwei…

Fachartikel schreiben – Leitfaden Schritt 2

Inszenieren Sie für Ihren geplanten Artikel eine möglichst große Fallhöhe. Anders formuliert: Stellen Sie Ihre Botschaft oder Kernaussage in einen größeren Zusammenhang und begründen Sie ihre Relevanz.

  1. Gehen Sie von Ihrer Botschaft aus und überlegen Sie: Worin liegt die besondere Bedeutung des Themas? Warum ist es so wichtig, dass der Leser hierfür Zeit aufwenden sollte?
  2. Tragen Sie Daten und Fakten zusammen, die die Bedeutung des Themas begründen.
  3. Formulieren Sie daraus ein bis drei Abschnitte. Begründen Sie, warum das Thema für den Leser wichtig ist und warum sich die Lektüre des Artikels für ihn unbedingt lohnt. Entwerfen Sie ein möglichst drastisches Szenario!

Fachartikel schreiben – Schritt 3: Führen Sie die Inhalte aus

Nach Botschaft und Fallhöhe wenden wir uns nun dem dritten Baustein eines Fachartikels zu: den Ausführungen zum Thema. Erst jetzt geht es um die eigentlichen Inhalte! Jetzt, im dritten Schritt, werden Sie endlich den Fachartikel schreiben. Zeit also für das dritte Kleeblatt: die Ausführungen.

Fachartikel schreiben nach dem Kleeblattprinzip: Die Ausführungen

Das Kleeblattprinzip: Ein erfolgreicher Fachartikel besteht aus vier Strukturelementen. Das dritte sind die inhaltlichen Ausführungen.

Segeln Sie hart an der Gliederung

Die Ausführungen – was heißt das? Geht es darum, nun den eigentlichen Text zu verfassen? Richtig. Doch Vorsicht, nicht gleich loslegen! Die Gefahr, sich bei einem komplexen Thema im Gestrüpp der eigenen Gedanken zu verheddern, ist noch nicht gebannt. Es stimmt zwar: Sie haben eine Botschaft, die vorgibt, wohin die Reise geht. Wie ein Leuchtturm weist sie die Richtung, in die Sie sich durchschlagen müssen. Damit steht aber noch längst nicht fest, ob Sie sicher ans Ziel gelangen. Hierfür bedarf es zusätzlicher Wegweiser, die Sie sicher durch unübersichtliches Gelände geleiten. Diese Wegweiser sollten in kurzen Abständen aufgestellt sein, so dass es nahezu unmöglich ist, vom richtigen Weg abzukommen. Das heißt: Während des Schreibens benötigen Sie eine detaillierte Gliederung, die Ihnen von Punkt zu Punkt den Weg weist. Sie bildet den roten Faden, an dem Sie sich beim Schreiben festhalten können. Indem Sie sich von einem Gliederungspunkt zum nächsten bewegen, bleiben Sie konsequent beim Thema – und vermeiden es, beim Schreiben auf Abwege zu geraten oder sich auf Nebenschauplätzen zu verlieren. Hinzu kommt ein Nebeneffekt, der Ihnen das Schreiben enorm erleichtert: Dank der Gliederung haben Sie den Text schon ziemlich präzise „vorausgedacht“. Dadurch kommen Sie recht gut in einen Schreibfluss und können zügig eine erste Rohfassung des Fachartikels erstellen.

Erstellen Sie eine aussagefähige Gliederung, bevor Sie mit den Ausführungen beginnen. Und segeln Sie dann beim Schreiben hart an der Gliederung.

 

Wie Sie den roten Faden finden

Jeder von uns hat seine Vorgehensweise, wenn er ein komplexes Thema strukturiert und gliedert. Ich selbst erstelle für größere Texte meistens eine Mindmap, bei kürzeren Artikeln reichen einige Stichworte auf einem Blatt Papier. Eine Vorgehensweise, die ich persönlich bei komplexen Themen gerne anwende, lässt sich mit folgenden Schritten beschreiben:

  1. In Schlagworten sammle ich, welche Aspekte für das Thema wichtig sind. Dabei orientiere ich mich strikt an der Botschaft oder Kernaussage des Artikels.
  2. Die gesammelten Aspekte ordne ich Oberbegriffen zu und bringe sie in eine logische Reihenfolge.
  3. Jeden Oberbegriff formuliere ich in eine Leitfrage um, und zwar aus der Sicht des Lesers: Was fragt sich der Leser an dieser Stelle, worauf möchte er eine Antwort?
  4. Ich notiere unter jeder Leitfrage die Antwort – als einfache Aussage, ergänzt um einige Stichworte oder Unterpunkte. Meist lassen sich die Aussagen dann gleich als Zwischenüberschriften nutzen.

So entsteht eine inhaltlich angereicherte Gliederung, die sich als Gerüst für den Fachartikel übernehmen lässt. Sie bildet den roten Faden, der beim Schreiben durch das Thema führt.

Kriterien für die Erstellung der Gliederung

Ganz gleich welche Methode oder welches Werkzeug Sie für die Gliederung nutzen, entscheidend sind zwei Kriterien:

  • Die Gliederung orientiert sich strikt an der Botschaft oder Kernaussage. Ziel des Artikels kann es zum Beispiel sein, die Kernaussage zu vertiefen, zu begründen oder zu diskutieren.
  • Die Gliederung erfolgt aus der Perspektive des Lesers. Die Leitfrage bei jedem Gliederungspunkt lautet: Worauf möchte der Leser eine Antwort?

So gelingt das Schreiben besser und schneller

Wenn die Gliederung des Fachartikels steht – was kann dann darüber hinaus noch helfen, den Schreibprozess zu erleichtern und mit möglichst wenig Aufwand ein gutes Ergebnis zu erzielen?

Nach meiner Erfahrung kommt es auf drei Regeln an:

Regel 1: Schreiben Sie zügig und durchgehend Ihren ersten Entwurf.
Meistens bewährt es sich, den Inhalt zunächst grob niederzuschreiben und anschließend diesen ersten Entwurf in mehreren Durchläufen zu bearbeiten. Schreiben Sie also zügig den ganzen Hauptteil Ihres Artikels, ohne sich mit einzelnen Formulierungen aufzuhalten. Lassen Sie sich nicht aus dem Schreibfluss bringen!

Regel 2: Schreiben Sie in der Sprache des Lesers.
Stellen Sie sich einen Leser vor, dem Sie Ihr Thema vortragen. Zum Beispiel einen Kunden, den Sie gut kennen. Er sitzt Ihnen gegenüber, interessiert sich für das Thema und stellt Ihnen Fragen. Wie würde das Gespräch ablaufen? Schreiben Sie so, als sprächen Sie mit ihm. Auf diese Weise schreiben Sie automatisch in der Sprache Ihres Kunden. Sollte der Text am Ende etwas zu umgangssprachlich ausfallen, lässt sich das mit einigen Umformulierungen problemlos bereinigen.

Regel 3: Halten Sie sich beim Schreiben konsequent an die Gliederung.
Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber der Punkt ist entscheidend: Nehmen Sie den Leser an die Hand und führen Sie ihn Schritt für Schritt anhand der Gliederung durch das Thema. Führen Sie ihn ohne Exkurse direkt ans Ziel, bleiben Sie hart am Thema. Sie können einen Nebenaspekt, der Ihnen besonders wichtig erscheint, später in einen separaten Kasten packen.

Botschaft,  Fallhöhe und inhaltliche Ausführungen – drei Strukturelemente eine Fachartikels haben Sie nunmehr kennengelernt. Fehlt noch eines…

Fachartikel schreiben – Leitfaden Schritt 3

  1. Erstellen Sie eine aussagefähige Gliederung, die sich an der Botschaft des Artikels orientiert. Nehmen Sie dabei die Perspektive des Lesers ein.
  2. Schreiben Sie möglichst in einem Zug durch. Ihre Gliederung dient Ihnen als Leitfaden. Halten Sie sich daran fest, schweifen Sie nicht ab .
  3. Widerstehen Sie der Versuchung, fehlende Informationen sofort einzuholen. Nachrecherchieren und ergänzen können Sie später. Versuchen Sie, im Schreibfluss zu bleiben – so lange, bis eine erste Fassung steht.
  4. Lassen Sie die Rohfassung über Nacht liegen. Mit frischen Kräften und aus einer gewissen zeitlichen Distanz fällt es leicht, den Text zu prüfen und zu überarbeiten.

Fachartikel schreiben – Schritt 4: Stellen Sie den Magneten scharf

Botschaft, Fallhöhe, Ausführungen zum Thema – auf den ersten Blick klingt das rund. Angenommen Sie haben diese drei Schritte gemacht, also für Ihren Artikel eine klare Botschaft formuliert, in ein oder zwei Abschnitten die Fallhöhe aufgebaut und das Thema ausgeführt: Was fehlt dann eigentlich noch?

Es stimmt ja: Sie verfügen jetzt bereits über einen guten, auf den Punkt gebrachten Text. Die Versuchung ist groß, es dabei bewenden zu lassen.

Tatsächlich steht Ihr Artikel noch vor einem großen Problem: Ihre Zielgruppe muss ihn im unendlichen Strom der Informationen ausmachen können. Der Artikel muss sofort auffallen, geradezu ins Auge springen. Nur dann besteht die Chance, dass seine Bedeutung erkannt und er gelesen wird.

Der Artikel steht vor einer „Drei-Sekunden-Herausforderung“, die es zu meistern gilt.

 

Die Drei-Sekunden-Herausforderung

„Unser Bewusstsein ist durch eine zeitliche Bühne von etwa drei Sekunden gekennzeichnet“, erklärt der Hirnforscher Ernst Pöppel. „Nur bis etwa drei Sekunden können wir die Zeit exakt überblicken.“

Das Gehirn überprüfe ständig, was es Neues in der Welt gebe, führt der Wissenschaftler in einem Interview mit der WirtschaftsWoche aus: „Ganz unbewusst fallen deswegen alle zwei bis drei Sekunden Entscheidungen: Bleibe ich dran oder wende ich mich einer anderen Sache zu? In etwa wie beim Fernseh-Zapping: Nach drei Sekunden habe ich genug Informationen und kann entscheiden, ob ich umschalte.“

Das gilt auch für den Leser, der durch ein Magazin blättert oder die Artikel auf einer Internetplattform überfliegt. Er springt von einem Thema zum nächsten. Sein Wahrnehmungsfenster bleibt jeweils nur drei Sekunden geöffnet.

Die spannende Frage lautet also: Wie schafft es ein Artikel, in dieser extrem kurzen Zeitspanne die notwendige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit ein Interessent nicht “weiterzappt”?

Damit sind wir beim vierten Element unserer Erfolgsformel: Ein Fachartikel braucht einen Magneten, der die Leser anzieht und in den Text hineinzieht.

 

 

 

 

Wie Sie Ihrem Artikel Anziehungskraft verleihen

Wer achtet schon auf Klee mit drei Blättern? Erst das vierblättrige Kleeblatt ist spannend. Es ragt aus der Masse heraus, fällt auf, bringt Glück und führt zum Erfolg. So ist es auch bei einem Fachartikel: Fehlt das vierte Strukturelement, bleibt er weitgehend wirkungslos. Ihm fehlt es an der notwendigen Anziehungskraft.

Fachartikel schreiben nach dem Kleeblattprinzip: Der Magnet

Das Kleeblattprinzip: Ein erfolgreicher Fachartikel besteht aus vier Strukturelementen. Das vierte ist der Magnet.

 

Was meine ich mit Magnet? Was genau zieht den Leser an?

Es geht hier um die scheinbaren Nebensächlichkeiten: Überschrift, Vorspann, der erste Satz, Zwischenüberschriften, Bildunterschriften.

Die meisten Autoren befassen sich nur ungern damit. Der Text ist geschrieben, man wähnt sich fertig; um das lästige Beiwerk mag man sich nicht mehr kümmern. Also belässt man es beim ursprünglichen Arbeitstitel, denkt über Vorspann und Einstieg nicht weiter nach und verzichtet auf aussagefähige Zwischenüberschriften.

Tatsächlich sind diese „Nebensächlichkeiten“ entscheidend. In der Summe bilden sie den Magneten, der in den Text hineinzieht:

  • Ein potenzieller Leser sieht die Überschrift, überfliegt den Vorspann – und entscheidet binnen drei Sekunden, ob ihn das Thema interessiert.
  • Fällt dieses erste Urteil positiv aus, ist er bereit, den Artikel zu prüfen. Jetzt möchte er wissen, ob sich die Lektüre lohnt. Hierzu sieht er sich Zwischenüberschriften, Abbildungen und Bildunterschriften an – und fängt an zu lesen.
  • Die ersten Sätze entscheiden darüber, ob der Interessent weiterliest. Der Einstieg hat daher die Aufgabe, den Leser abzuholen und ins Thema hineinzuführen.

Die Empfehlung lautet:

Widmen Sie den vermeintlichen Nebensächlichkeiten einen eigenen Arbeitsgang – stellen Sie den Magneten scharf.

 

Eine bewährte Regel für spannende Einstiege

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, an dieser Stelle näher auf das Texten von Überschrift, Vorspann und Einstieg einzugehen. Wie Sie gute Überschriften schreiben, erfahren Sie in einem eigenen Artikel. Ein guter Einstieg ist ebenfalls ein weites Thema: Er kann zum Beispiel provozieren, durch eine Frage neugierig machen oder mit Hilfe einer Metapher ein Bild im Kopf des Lesers entstehen lassen. Das klingt anspruchsvoll – und es stimmt auch: In den ersten Zeilen eines Artikels beweist sich das Können des Autors.

Für den alltäglichen Gebrauch hat sich jedoch eine einfache Regel bewährt, mit der sich eigentlich immer ein brauchbarer Einstieg erreichen lässt:

Beginnen Sie den Artikel mit einem Aspekt, der den Leser wirklich bewegt. Wo verspürt er einen echten Leidensdruck? Holen Sie den Leser bei diesem „Schmerzpunkt“ ab – und signalisieren Sie, dass der Artikel hierfür einen Lösungsweg beschreibt.

 

Fachartikel schreiben – Leitfaden Schritt 4

  1. Prüfen Sie die Überschrift Ihres Artikels. Jetzt ist es an der Zeit, den bisherigen Arbeitstitel in eine zugkräftige Schlagzeile umzuformulieren.
  2. Verfassen Sie einen kurzen Vorspann, der das Thema beschreibt, aber auch auf den Artikel neugierig macht.
  3. Überlegen Sie einen Einstieg, der den Leser bei einem echten Schmerzpunkt abholt und direkt zur Botschaft hinführt.
  4. Achten Sie auf aussagefähige Zwischenüberschriften und  Bildunterschriften.

Zusammenfassung: Fachartikel schreiben nach dem Kleeblatt-Prinzip

Fassen wir zusammen und blicken wir auf die vier Schritte des Kleeblattprinzips zurück. Ein Fachartikel setzt sich aus vier Strukturelementen zusammen:

  • Im ersten Schritt machen Sie sich  klar, was Sie sagen möchten; Sie arbeiten die Botschaft Ihrer Artikels heraus.
  • Im zweiten Schritt beschreiben Sie aus der Perspektive des Lesers die Bedeutung des Themas; Sie inszenieren eine möglichst große Fallhöhe. Die hierbei zusammengetragenen Argumente können Sie auch nutzen, um das Thema an eine Redaktion zu „verkaufen“.
  • Im dritten Schritt folgen die Ausführungen. Anhand einer Gliederung verfassen Sie den Hauptteil des Textes.
  • Im vierten Schritt installieren Sie einen Magneten, der den flüchtigen Leser einfängt und in den Text hineinzieht.

Die vier Schritte habe ich aus didaktischen Gründen sauber voneinander getrennt. Tatsächlich werden die Schritte zwei bis vier in der Praxis teilweise auch parallel erarbeitet. Einzig der erste Schritt steht fest: Die Botschaft muss erarbeitet sein, denn an ihr richtet sich alles Weitere aus. Existiert eine klare Botschaft, können Sie den Hauptteil des Artikels gliedern und eine erste Rohfassung erstellen (Schritt 3), während Sie für die Fallhöhe (Schritt 2) vielleicht erst noch einige Recherchen vornehmen möchten.

Ideen für mögliche Überschriften, Einstiege oder Grafiken entstehen oft bereits beim Gliedern des Textes. Gleich notieren! Auf diese Weise entwickeln Sie bereits den Magneten (Schritt 4), noch bevor die Ausführungen (Schritt 3) abgeschlossen sind.

 

Die Bausteine zum Gesamtwerk zusammenfügen

Wie fügen sich nun die vier Strukturelemente zum Artikel zusammen? Die Reihenfolge liegt auf der Hand: Magnet, Botschaft, Fallhöhe, Ausführungen.

Als erstes müssen wir die Leserin und den Leser einfangen, solange sich das Drei-Sekunden-Fenster öffnet. Das ist Aufgabe des Magneten – also vor allem Aufgabe der Überschrift und des Einstiegs. Haben wir ihre Aufmerksamkeit gewonnen, teilen wir ihnen mit, worum es in dem Artikel geht (Botschaft) und warum es sich lohnt, den Artikel zu lesen (Fallhöhe). Erst jetzt folgt der Hauptteil mit den eigentlichen Ausführungen.

Auf einen Blick: Die Erfolgsformel für Ihren Fachartikel

Die Erfolgsformel besteht aus den vier Komponenten Magnet, Botschaft, Fallhöhe und Ausführungen. Es handelt sich um vier Strukturelemente eines Artikels, die wie folgt angeordnet werden:

Teil I: Zum Thema hinführen

  • Magnet (Überschrift, Vorspann, Einstieg)
  • Botschaft (ein bis drei Sätze)
  • Fallhöhe (ein bis drei Abschnitte)

Teil II: Inhalte ausführen

  • Ausführungen (Hauptteil des Artikels)

Die Hinführung zum Thema (Teil I) besteht aus Magnet, Botschaft und Fallhöhe. Zum Magneten gehören Überschrift, Vorspann und Einstieg, die den Leser abholen und in das Thema „hineinziehen“.  Mit der Beschreibung der Fallhöhe erhält der Artikel seine Bedeutung: Dem Leser wird vor Augen geführt, warum das Thema für ihn so wichtig ist.

Erst jetzt folgen die eigentlichen Ausführungen (Teil II). Sie lösen die Erwartungen ein, die mit der Hinführung zum Thema geweckt wurden. Hier kommt es auf eine klare, an der Botschaft ausgerichteten Argumentation an.

Mein Anspruch war es, das Thema umfassend und nachvollziehbar darzustellen – und Ihnen alles an die Hand zu geben, was Sie brauchen, wenn Sie einen erfolgreichen Fachartikel schreiben möchten. Dennoch bleiben natürlich Fragen, die Sie mir gerne stellen können. Nutzen Sie dazu einfach die Kommentarfunktion. Ich freue mich über Ihr Feedback und antworte Ihnen gerne!

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3 Kommentare

  1. Hallo Herr Deutsch,
    erneut besten Dank für den großartigen Artikel.
    Bei Fachartikeln achte ich auf den Nutzen, den ein Leser aus der Lektüre mitnimmt. Als Berater habe ich gute Erfahrung mit der Publikation eines Modells bzw. Vorgehens gemacht. Dieses löst ein Problem oder adressiert einen Bedarf. Garniert werden kann der Beitrag mit einer Story, eigenen Erfahrungen und praktischen Tipps.

    Beste Grüße

    • Christian Deutsch sagt

      Hallo Herr Schulz,
      vielen Dank für Ihren ergänzenden und weiterführenden Hinweis! Als Berater sind Sie natürlich prädestiniert, anhand eines Modells oder einer Vorgehenswweise eine Lösung für ein Kundenproblem zu beschreiben. Dieser Ansatz ermöglicht interessante Fachartikel!
      Entscheidend erscheint mir dabei, wie Sie sagen, die eigenen Erfahrungen in den Text einfließen zu lassen. Daran erkennt die Leserin oder der Leser, dass Sie ihr oder ihm nicht ein ausgedachtes Modell oder abgeschriebene Tipps präsentieren, sondern aus eigenem Erleben schreiben, d.h. Sie bringen zum Ausdruck, dass hier ein praxiserfahrener Experte schreibt. Erst so entsteht das notwendige Vertrauen in die Kompetenz des Autors – und der Artikel kann tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten.

      Viele Grüße
      Christian Deutsch

  2. Maike Bouassida sagt

    Sehr geehrter Herr Deutsch,

    Ihren Artikel habe ich heute Morgen mit großem Interesse gelesen.
    Vielen Dank!

    Wie habe ich ihn gefunden?
    Ich habe gegoogelt, weil ich meinen eigenen Artikel fertig geschrieben habe ud beim Durchlesen des Rohtextes gedacht habe, man könnte ja einmal nachsehen, was man (noch) besser machen sollte.
    Ich bin Linguistin und schreibe aktuell zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“.
    Jetzt werde ich meine erste Version unter den von Ihnen vorgeschlagenen Blickwinkeln durcharbeiten.
    Beonders gut gefallen hat mir, dass Sie Ihre Leserinnen und Leser siezen und nicht duzen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Maike Bouassida

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