Wie Sie eine langweilige Einleitung retten
Wenn Sie eine Einleitung schreiben, lautet die wichtigste Regel: Die ersten Sätze müssen den den Leser packen und in das Thema hineinführen. Doch was tun Sie als Autorin oder Autor, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Einleitung nicht funktioniert?
Manchmal ist es verblüffend einfach, einen langweiligen Artikelanfang zu retten. Nehmen wir als Beispiel einen Artikel über ein Optimierungsprojekt bei einem Handelsunternehmen, der mit folgenden Sätzen beginnt:
Künstliche Intelligenz ist längst mehr als ein Trend. Weltweit setzen Unternehmen auf Künstliche Intelligenz (KI), um ihre Effizienz zu steigern und innovative Lösungen zu finden. Insbesondere bei der Optimierung von Kernprozessen gilt KI als eine der vielversprechendsten Technologien, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, als ein großes Handelsunternehmen eine KI-basierte Lösung einführte, um die Lagerverwaltung zu optimieren: weniger Überbestände, schnellere Lieferzeiten und zufriedenere Kunden. Doch nach sechs Monaten zeigte sich, dass das Projekt stockte. Mitarbeiter waren nicht ausreichend geschult, die Algorithmen wurden nicht korrekt angepasst, und die anfängliche Euphorie war Frustration gewichen.
Der erste Absatz wiederholt allgemein bekannte Fakten, ohne etwas Neues oder Relevantes zu bieten. Er langweilt – und die Gefahr ist groß, dass der Leser abspringt.
Die ebenso wirkungsvolle wie einfache Lösung lautet hier: Streichen! Wenn der Artikel gleich mit dem zweiten Absatz zu beginnt, wird der Leser sofort ins Geschehen hineingezogen, er ist sofort im Thema:
Die Erwartungen waren hoch. Als ein großes Handelsunternehmen eine KI-basierte Lösung einführte, um die Lagerverwaltung zu optimieren, erhoffte man sich weniger Überbestände, schnellere Lieferzeiten und zufriedenere Kunden. Doch nach sechs Monaten….
Wie kommt es, dass sich viele Autorinnen und Autoren am Anfang ihres Textes oft in Allgemeinplätzen verlieren, eine Einleitung schreiben, die zu viel „aufwärmt“ und zu wenig in den Kern des Themas einführt?
Der Schreibcoach Hans Peter Roentgen erklärt das so:
„Autorinnen müssen selbst erst den Einstieg finden. Sie mäandern um ihr Thema, erklären sich selbst ihre Geschichte, um ihr näher zu kommen. Sie bauen zunächst eine Art Gerüst, um dann mit dem Bau der Geschichte beginnen zu können. Dementsprechend gibt es meist eine einfache Lösung des Problems: Bauen Sie das Gerüst wieder ab, wenn die Geschichte steht. Streichen Sie den ersten Absatz. Möglicherweise auch den zweiten.“
Der Trick mit dem Streichen funktioniert natürlich nicht immer. Prüfen Sie dann folgende Möglichkeiten:
- Die Einleitung ist langweilig. Lösung: aus dem Text eine Erfahrung, etwas Erlebtes herausgreifen und an den Anfang stellen; ein Detail wählen, das den Leser berührt.
- Die Einleitung spricht mehrere Themen gleichzeitig an. Lösung: auf ein Thema reduzieren.
- Die Einleitung ist zu kompliziert. Lösung: auf einen einfachen, zündenden Gedanken reduzieren
- Die Einleitung hängt in der Luft. Lösung: darauf achten, dass die Einleitung direkt zur Botschaft des Artikels führt.
Impuls
Streichen Sie in der Einleitung Ihres Artikels den ersten Absatz.
Sie möchten das Thema vertiefen? Erfahren Sie in meinem Blogbeitrag, wie Sie in vier Arbeitsschritten einen professionellen Fachartikel schreiben.